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Eigene Kletterhalle der Sektion

Christoph Denecke

Liebe Mitglieder, liebe Kletterfreunde,

im Jahr 2017 wurde auf der Mitgliederversammlung beschlossen, dass der Vorstand die Möglichkeiten bezüglich des Baus einer Kletterhalle für die Kletterer der Sektion in Braunschweig untersucht. Es sollte sowohl die Machbarkeit einer komplett eigenen Kletterhalle des DAV, als auch eine mögliche Kooperation mit der Fliegerhalle am Westbahnhof untersucht werden. Es bildeten sich zwei Projektgruppen, welche die beiden Möglichkeiten ausarbeiteten.

Eigene Kletterhalle:

Eine eigene Kletterhalle bedeutet, die Sektion Braunschweig baut und betreibt eine eigene Kletterhalle mitsamt Personal in Braunschweig, äquivalent der DAV-Hallen z.B. in Hannover und Hildesheim. Ein Grundstück am Pippelweg wurde dem DAV seitens der Stadt Braunschweig zu einem günstigen Pachtzins angeboten.

Es wurde eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung bei der Firma ORGASPORT, welche uns vom Hauptverband aus München empfohlen wurde, in Auftrag gegeben. Als wirtschaftlich sinnvoll und finanziell leistbar wurde seitens ORGASPORT eine Seilkletterhalle mit ca. 1000 m Kletterfläche im Bereich Seilklettern, sowie einem kleineren Boulderbereich mit ca. 300 m angesehen. Die Kosten wurden seinerzeit auf ca. 2 Mio. Euro geschätzt.

Das Ergebnis war, dass sich eine eigene Kletterhalle aufgrund der Konkurrenzsituation (Boulderhalle Greifhaus, Boulderbereich im Sportsclub Aloha sowie die Boulder- und Kletterhalle Fliegerhalle mitsamt dem Außenkletterturm und den Boulderpilzen des Boulder e.V.) in Braunschweig für die Sektion nicht rentieren wird. Die Kletterhalle würde voraussichtlich ein Defizit von ca. 25.000 bis 30.000 € jährlich einfahren, welches durch die Sektionsmittel ausgeglichen werden müsste. Um eine Halle überhaupt betreiben zu können, wäre ein außerordentliches Engagement seitens des Ehrenamtes notwendig.
Aufgrund der äußerst hohen finanziellen Unsicherheiten hat der Vorstand entschieden, dass er den Mitgliedern den Bau einer eigenen Halle nicht empfehlen kann.

Kooperation mit Fliegerhalle und Boulder e.V. am Westbahnhof:

Als zweite Variante sollten die Möglichkeiten einer Kooperation mit dem Kletterzentrum am Westbahnhof eruiert werden. Dazu gab es über einen langen Zeitraum intensive Gespräche mit Nils Könekamp, Geschäftsführer der Fliegerhalle, sowie Alexander Mo0tz, dem 1. Vorsitzenden des Boulder e.V. Weiterhin erfolgte ein reger Austausch mit unserem Steuerberater Herrn van de Loo und dem Dachverband aus München bezüglich steuerrechtlicher- und vereinsrechtlicher Fragen.

Prinzipiell ist den Beteiligten bewusst geworden, dass eine Indoor-Seilkletterhalle am Standort Braunschweig nur in Kooperation aller Beteiligten Sinn macht. Jede einzelne Partei wäre aufgrund der sehr hohen Investitionskosten allein nicht in der Lage oder Willens, ein solches Projekt zu stemmen. Eine Konkurrenzsituation in Form einer eigenen Halle des DAV aufzubauen, wäre für jeden Beteiligten ein finanzielles Risiko.

Die Vision war, am Westbahnhof eine Indoor-Seilkletterhalle zu bauen und dadurch am Standort ein Kletter- und Boulderzentrum zu schaffen. Synergieeffekte sollten genutzt werden und somit Kosten gespart (wie z.B. kein eigenes DAV-Personal) und die Attraktivität des Standortes durch ein großes Kletterzentrum anstatt verschiedener einzelner Klettermöglichkeiten, erhöht werden.

Es wurde viel Arbeit investiert und die Gespräche waren insgesamt auf einem guten Weg, bis die Corona-Pandemie über die Welt, und somit auch uns, hereinbrach. Die Rahmenbedingungen haben sich dadurch schlagartig geändert. Die Boulderhallen mussten für Monate komplett schließen, die finanziellen Belastungen für die Betreiber waren enorm. Eine Entwicklung zur Normalität war nicht abzusehen, somit wurden die Planungen vorerst eingestellt bzw. nur sehr eingeschränkt weiter betrieben. Just in dem Augenblick, als die Gespräche wieder intensiviert aufgenommen werden sollten, kam mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine der nächste Tiefschlag.

Die heutige Situation stellt sich mittlerweile wie folgt dar:

Durch die Coronakrise und den Krieg in der Ukraine, daraus resultierende gestörte Lieferketten etc. sind die Preise am Bau in den letzten Monaten rapide gestiegen. Die Holz-, Beton- und Stahlpreise haben sich teilweise mehr als verdoppelt. Eine Kletterhalle, welche 2018 mit 2 Mio. € geplant war, würde heute eher 3 bis 4 Mio. € kosten. Weiterhin ist auch die Einnahmenseite vieler Boulderhallen und auch von der Sektion noch nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau.

Leider muss man ganz eindeutig feststellen, dass das Projekt Kletterhalle zum jetzigen Zeitpunkt finanziell zu riskant und somit auch nicht darstellbar wäre. Aus diesem Grund werden die Planungen diesbezüglich auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Mir ist wichtig zu betonen, dass sich die Zeiten auch wieder ändern können und dadurch das Projekt wieder aufgegriffen werden kann, denn der Bau einer Kletterhalle ist für viele Sektionsmitglieder ein besonderes Anliegen. Insbesondere ein großer Teil der jüngeren Vereinsmitglieder ist durch den Boulder- und Klettersport zu uns in den DAV gekommen. Gerade die Trainingsmöglichkeiten im Seilklettern, insbesondere im Winter, sind ausbaufähig.

Auch unsere Kletterwand in der Güldenstraße hat ihren Zenit bereits überschritten und benötigt in absehbarer Zeit größere Investitionen.

Der Vorstand sieht den Handlungsbedarf und bleibt an dem Thema „Bau einer Kletterhalle“ dran. Zum jetzigen Zeitpunkt macht die weitere Planung aufgrund der großen Unsicherheiten allerdings rein wirtschaftlich keinen Sinn. Auch mir persönlich tut diese Entwicklung außerordentlich leid.

Deutscher Alpenverein Sektion Braunschweig e.V., 21. September 2022